Trachteninterpretation
Domenica Volken-Ritler (1973), Kippel, Trägerkleid, Interpretation der Lötschentaler Festtagstracht.
Baumwolle, bunter Chanelstoff, linierter Baumwoll-Jeansstoff mit Elastan unterlegt mit Tüll, Perlgarn, 2005.
Lötschentaler Museum Kippel, erworben 2006 mit Unterstützung der Bruderschaft vom Osterlamm, Brig.
Das von der Bekleidungsgestalterin im Auftrag des Museums frei entworfene Kleid nimmt mehrere Elemente und Eigenschaften des traditionellen Chleids (Festtagstracht) auf, variiert diese und verkehrt sie teilweise in ihr Gegenteil. Aus dem hoch geschlossenen, den Körper weitgehend verdeckenden Kirchenkleid wird hier ein langes Festkleid mit weitem Décolleté und unbedeckten Armen. Als weitere Überraschung gibt ein gewagter Seitenschlitz den Blick frei auf die Unterschenkel und den doppelten Unterrock. Letzterer erinnert in seiner Buntheit und den groben Stoffen an den früheren Underschurz (Unterrock) der Lötschentaler Frauen, der übrigens in Form des Uifschtakk (Aufschürzen des Oberrocks unterwegs oder bei bestimmten Arbeiten) ebenfalls sichtbar gemacht wurde. Die farbige Perlgarn-Dekoration an der Schulterpartie nimmt das beliebte Wabenmuster (Follini oder koorti Fäält) der Trachtenschürze auf. Wegen des Fehlens einer Schürze ist die Faltung, die beim Trachtenkleid ausschliesslich die Rückenpartie einnimmt (Ggruppa), in regelmässigen Abschnitten rundherum um die gesamte Taille verteilt.