Stubenkreuz
Andachtskasten, hergestellt von Josef Murmann, Kippel, zweite Hälfte 19. Jahrhundert, geschnitztes Holzkruzifix vor Rückwand in Hinterglastechnik, eingearbeitete Bergkristallstufe, Lamm Gottes aus Steingut / Porzellan, Höhe 70.5 cm, Schenkung Patrik Murmann, Zürich.
Das in einen schmuckvollen Kasten eingebaute Kruzifix wurde von Johann Murmann (1911-2007) während Jahrzehnten als wertvolles Familienerbe aufbewahrt. Der in Kippel aufgewachsene Murmann verliess das Tal 1935 und liess sich als Zollbeamter in Kreuzlingen am Bodensee nieder. Hier stellte er das „Hausaltärchen“ in eine Stubenecke seines Hauses, rechts und links flankiert von Bildern des Lötschentals. Dank Murmanns Enkel Patrik Murmann gelangte das Objekt 2009 in die Bestände des Lötschentaler Museums in Kippel. Dadurch gelangte das Kästchen wieder an seinen Ursprungsort zurück. Hergestellt wurde es nämlich zweifelsohne von Josef Murmann (1808-1874), genannt Finsterhofer.
Die Tradition der Andachtskästen ist ein Produkt barocker Frömmigkeit. Meist in Frauenklöstern hergestellt, dienten Glaskästchen dieser Art ursprünglich als Reliquiare, später aber auch dem Unterbringen von Wachsarbeiten, Sakramentalien, Gipsfiguren, Farbdrucken und andern Andachtsgegenständen. In der Folge wurden Andachtskästen auch von Gläubigen mit handwerklichem Geschick hergestellt.
Formal wie inhaltlich wirkt dieses Stubenkreuz sehr elaboriert. Das Motiv mit Jesus am Kreuz als zentralem Thema christlicher Ikonografie erhebt sich über dem auf sieben Siegeln ruhenden Lamm Gottes. Zusammen mit der darunter angeordneten Bergkristallstufe illustriert dieses eine Textstelle aus der Offenbarung des Johannes („Und vor dem Thron Gottes ist es wie ein gläsernes Meer gleich Kristall,“ 4.6) sowie das im darauf folgenden Kapitel 5 beschriebene apokalyptische Lamm auf dem Buch mit sieben Siegeln.