Stilisierte Maskendarstellung, 1924
Titelgestaltung der Publikation „Ur-Ethnographie der Schweiz“ von Leopold Rütimeyer, erschienen 1924 in Basel. Die dargestellte Maske ging vor 1910 in die Bestände des Museums für Völkerkunde (heute Museum der Kulturen) in Basel ein. Die Originalmaske ist bemalt und stammt aus Blatten.
Der vollständige Titel der Publikation lautet: „Ur-Ethnographie der Schweiz. Ihre Relikte bis zur Gegenwart mit prähistorischen und ethnographischen Parallelen.“ Erschienen ist das 400-seitige Buch in der Reihe „Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde“. Es enthält mehrere Beiträge zur traditionellen alpinen Sachkultur sowie die Arbeit „Masken- und Maskenbräuche“ als ergänzte Fassung eines bereits 1916 erschienenen Artikels. Dabei beschränkt sich der Autor bewusst „auf die Masken und Maskenbräuche im Lötschental, da hier meines Erachtens diese Gebräuche noch in ihrer ursprünglichsten, man möchte sagen, in der wildesten Art, sich erhalten haben“.
Der Basler Volkskundler Leopold Rütimeyer gehört zu den ersten Volkskundlern, die sich intensiv mit dem Maskenwesen des Lötschentals beschäftigt haben. In den „Tschäggättä“ und anderen archaisch anmutenden Kulturerscheinungen glaubte er Relikte vorzufinden, die Aufschluss geben über „Kulturschichten“, die andernorts verschwunden sind und von neuen Entwicklungen überlagert wurden. Die Lötschentaler Holzmasken und das mit ihnen verbundene Brauchtum betrachtete er als „isolierte Fetzen einer früher weithin verbreiteten Kulturschicht“.
Rütimeyer vertrat also eine Art archäologische Sichtweise, weshalb er zum Vergleich auch Material aus der Ur- und Frühgeschichte, aber auch aus der Völkerkunde beizog. Als Anhänger der evolutionistischen Theorie, wie sie ab dem 19. Jahrhundert die Ethnologie lange Zeit prägte, suchte er sein Forschungsmaterial namentlich in Regionen mit verzögertem Wandel. So schreibt er 1916: „In unserer Schweiz ist es vor allem der Kanton Wallis, welcher bei der Nachforschung nach solchen alten und primitiven Kulturrelikten bei weitem das dankbarste Feld bietet und für den Prähistoriker und Ethnographen, den Folkloristen, Linguisten und Historiker, wie für den Naturforscher ein wahrhaft gelobtes Land darstellt.“