Mosaikdecke
Die Decke trägt die Jahreszahl 1643 und ist mit dem Monogramm BB EM versehen. Sie ist aus Wolle in Leinenbindung mit Stickereien aus Seide und Filoflossfäden hergestellt und misst 155 cm (Höhe) x 221 cm (Breite). Das Futter besteht aus grobem, naturfarbenem Leinen. Die Decke stammt aus Ferden, von wo sie in den Besitz von Kunstmaler Albert Nyfeler gelangte. Als Depositum der Erben Nyfeler befindet sie sich heute – zusammen mit einer zweiten Decke – in der Sammlung des Lötschentaler Museums.
Der Wollteppich ist aus zahlreichen Stoffstücken zusammengesetzt: Sechs Quadrate sind zu zwei nebeneinander liegenden Reihen von je drei Quadraten zusammengefügt. Das Hauptmotiv bilden Fabeltiere, die von stilisierten Pflanzen- und Blumenstickereien umgeben sind. Die Motive sind aus dem Grundstoff ausgeschnitten und in einen Stoff in anderer Farbe eingesetzt. Dabei wurde das ausgeschnittene Motiv jeweils in ein Quadrat der gegensätzlichen Farbe eingesetzt. Durch diese Verwendung der Stoffe entstehen keine Resten oder Abfallstoffe. Diese Herstellungsweise zeugt von einem sparsamen Umgang mit den Ausgangsstoffen; ein Sparsinn bzw. Sparzwang, wie er der bäuerlichen Bevölkerung ganz allgemein eigen war.
Interessanterweise findet sich eine fast identische Decke aus Visp in den Beständen des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Überdies erinnern die Tiermotive sowie die Farben und die formalen Anordnungen an schwedische Exemplare aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Bei all diesen Teppichen dürfte es sich um weibliche Arbeiten handeln, die anlässlich von Hochzeiten oder besonderen Familienereignissen hergestellt wurden.
Vermutlich wurde die Decke ursprünglich als Tischdecke benutzt. Diese Annahme beruht auf dem Faktum, dass die Motive achsensymmetrisch angelegt sind, was das Lesen von beiden Seiten her gewährleistet. Die Motive einer Bettdecke werden dagegen nur in einer Richtung gelesen, da in unserer Region die Betten in der Regel an der Wand standen. In der Wohnung in Ferden diente der Teppich zweifellos als Bettdecke: Da in der bäuerlichen Stube als Vielzweckraum auch geschlafen wurde, wurde das Bett tagsüber mit schönen Decken überzogen.