Jesuskind
Liegendes Jesuskind in der Art eines gewickelten „Fatschenkinds“ in Kastenrahmen hinter Glas, 19. Jahrhundert, aus einem Haushalt in Kippel (Nachlass Adolf Rieder).
Das Kind ist aufgebettet auf mit Tapetenpapier umwickelter Liege und rechts und links gerahmt von weissen Spitzenbändern. Der Kopf des Christusknaben ist aus Holz gefertigt und bemalt. Der Körper ist von rotem Stoff umwickelt, verziert mit Goldspitzen und Kunstblumen sowie mit zwei Medaillen: Links die 1832 in Frankreich geschaffene „wundertätige Medaille“, die sich bis ins 20. Jahrhundert unter den Gläubigen grosser Beliebtheit erfreute, rechts eine Medaille mit einer „Mater dolorosa“. Über dem Kind hängen horizontal zwei Glasperlenketten und in der Mitte eine Medaille der Sakramentsbruderschaft.
Die andächtige Hinwendung der Gläubigen zum Jesuskind geht bis ins Spätmittelalter zurück. Ausgehend von Frauenklöstern gelangten die stehenden oder liegenden Figuren auch in den privaten Bereich. Liegende Jesuskinder spielten insbesondere beim Weihnachtsfest eine Rolle. Vor der Verbreitung der häuslichen Krippe schaukelte man beim Singen von Weihnachtsliedern das Jesuskind. Doch wurden Jesuskindfiguren auch zu Kultmittelpunkten von Wallfahrtsorten (Loretokind in Salzburg, Prager Jesuskind usw.). Und als Andachtsgegenstände barocker Frömmigkeit schmückten sie bis ins 20. Jahrhundert hinein den kirchlichen wie den häuslichen Bereich.