Hausaltar
Das dreiachsige Altärchen stammt aus der Annakapelle Auf der Furen, wurde jedoch zweifellos Jahrzehnte vor deren Bau im Jahre 1820 hergestellt. Darauf deuten die auf der Rückseite eingekerbte Jahrzahl 1785 sowie die kolorierten Kupferstiche auf Pergament, die in den Holzaufbau eingefügt sind: Die Andachtsbildchen wurden in den Betrieben der Familien Frehling und Klauber hergestellt, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Verleger und Kupferstecher in Augsburg tätig waren.
Augsburg war zu jener Zeit ein wichtiges Zentrum für die Herstellung kleiner Andachtsbilder, wobei dem „katholischen Bilderverlag“ der Gebrüder Klauber eine besondere Bedeutung zukam. Die Bildchen in der Mittelachse zeigen Darstellungen der Kreuzigung und der Schmerzensmutter sowie – in der Predella – von „Jesus in der Ruhe“ und „Maria auf dem Berg“. In den Seitenachsen erkennt man links Johannes den Täufer und rechts den hl. Josef.
Das Objekt ist offensichtlich unvollständig erhalten. Ursprünglich war es zweifellos mit Heiligenfiguren, vermutlich auch mit einem Kruzifix versehen. Doch obwohl wesentliche Elemente fehlen verrät das bemalte Schnitzwerk mit seinen Gesimsen, Kapitellen, gewundenen Säulen, Faltkonsolen und Blumenreliefs noch immer die Könnerschaft und Stilsicherheit des Urhebers. Und ähnlich einem Kirchenaltar hat er die Komposition formal auf Zentralität und Vertikalität ausgerichtet und lenkt so den Blick des Gläubigen auf die wesentlichen Inhalte.
Der Andachtsgegenstand diente ursprünglich vermutlich als Hausaltar der Familie Hasler in Kippel, bevor er in die Kapelle Auf der Furun kam. Hausaltäre, vereinzelt auch Hauskapellen sind im 17. und 18. Jahrhundert lediglich bei den wohlhabenden Familien üblich. In den ländlichen Haushalten des 18. und 19. Jahrhunderts treten sie vereinzelt in Form von geschmückten Glaskästen auf. Erst im späten 19. beziehungsweise frühen 20. Jahrhundert findet diese Art von Hausschmuck – wohl in Anlehnung an die Hausaltäre und Andachtsgegenstände aristokratischer und bürgerlicher Wohnungen – auch in bäuerlichen Wohnstuben eine stärkere Verbreitung. Dabei setzt sich die volkstümliche Bezeichnung „Hausaltar“ durch, obwohl in der katholischen Kirche der Altar eigentlich jener Ort ist, dem durch die Präsenz von Reliquien und Tabernakel eine besondere Weihe zukommt und an dem das Messopfer gefeiert wird.