Chromolithographie
Chromolithographie (Öldruck) mit Darstellung des guten Todes. Im unteren Bildbereich erkennt man den Verstorbenen auf dem Totenbett mit einem Kreuz in den gefalteten Händen, umgeben von seiner trauernden Familie. Im oberen Bereich wird der Verstorbene von Engeln in den Himmel getragen.
Der Rahmen unten rechts enthält vorgedruckte Rubriken, die handschriftlich mit Angaben über den Verstorbenen ergänzt sind: „Zur Erinnerung an unseren lieben Vater Josef Ebener, geboren den 15. August… heimgegangen…[unleserlich].“ Der Schluss des Gedichtes unten rechts lautet: „…dass wir vereint in Himmelfreuden / Uns einstens alle wieder seh’n / Wo Gottes Liebe ewig quillt / Die aller Erdenkummer stillt.“ Der Satz unterstreicht den tieferen Sinn dieses Stubenbildes: Die Hoffnung auf das Wiedersehen im Jenseits vereinigt die Familie bereits im irdischen Leben symbolisch.
Religiöser Hausschmuck war im 17. und 18. Jahrhundert wohl bei den wohlhabenden Familien der regierenden Oberschicht üblich, in bäuerlichen Haushalten bildete er eine Ausnahme. Im Gegensatz zum aristokratischen und bürgerlichen Salon war die bäuerliche Stube ein Vielzweckraum. Hier wurde gearbeitet und geschlafen, gegessen und gebetet, geboren und gestorben. Die Stube war also nicht nur Wohnraum, sondern auch Kult- und Erinnerungsraum. Entsprechend zeigte der rare Raumschmuck ausschliesslich zwei Motive: Religion und Familie. Wandschmuck als Selbstzweck, das heisst als reine Dekoration bleibt dem bäuerlichen Wohnen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein fremd. Doch auch religiöse Bilder und Gegenstände finden sich in solchen Häusern – wenn überhaupt – nur wenige. Farbdrucke religiösen Inhalts kommen erst Ende des 19. Jahrhunderts auf. Ermöglicht durch neue Drucktechniken und gefördert durch die Kirche, fand sich diese Art von religiösem Wohnschmuck um 1900 sozusagen im gesamten katholischen Europa.