Hauskalender
„Neuer verbesserter Haus-Calender“ 1783, gedruckt bei Gottfried Michael Vester in Sitten. Geschenk Hermann Ebener, Eisten/Blatten, 2008.
Der „Neue verbesserte Haus-Calender“ erschien erstmals 1781. Zusammen mit dem „Neuen Schreibkalender“ / „Nouvel Almanach“ war er in jener Zeit der einzige Walliser Kalender. Bereits die Inhaltsangabe auf der Titelseite (mit dem Wappen der Stadt Sitten) zeigt das breite inhaltliche Spektrum des Kalenders an: „Darinn die Muthmaβungen über die 4 Jahres-Zeiten, 12 Monate, Finsternüssen, Fruchtbarkeit, Kranckheiten, Verzeichniβ der Jahr-Märkten und andere Begebenheiten verzeichnet sind.“
Jeder Monat enthält Angaben zu Wetter und Sternzeichen. Zudem sind jeweils die Märkte und die Geburtstage „hoher Fürsten“ aufgelistet. Der eigentliche Kalender nennt die Wochentage mit den jeweiligen Heiligen und enthält unter „Planetenstellung“ Zeichen zur Mondstellung und zu empfohlenen Tätigkeiten wie „gut Aderlassen“, „gut Haar schneiden“, „gut säen“, „gut Kinder entwenen“, „gut Holz fällen“, „gut dungen“ usw. Zwei längere Texte gelten den Lebensbeschreibungen der hl. Genovefa und des hl. Antonius. Und auf den beiden letzten Seiten sind zwei Kurzgeschichten abgedruckt.
Seit der Erfindung der Drucktechnik stellt der Kalender eines der wichtigsten Printmedien dar. Und für die breite Bevölkerung war er Jahrhunderte lang die einzige gedruckte Nachrichtenform. Neben den eigentlichen Kalenderrubriken enthielten die Volkskalender Nachrichten zum politischen Geschehen und zu aussergewöhnlichen Ereignissen, Beiträge über fremde Welten usw. Beliebt waren auch Erzählungen und Kurzgeschichten. Die häufigsten Rubriken galten jedoch Religion und Gesundheit.