Kulturerbe kontrovers
Kulturerbe – ein schillernder Begriff. Entsprechend lebhaft gestaltete sich der Museumsabend zu diesem Thema.
Einleitend präsentierte Mario Gertschen, stellvertretender Geschäftsleiter am World Nature Forum in Naters, die Idee des UNESCO-Welterbes am Beispiel Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch. Für Gertschen ist klar: Zur langfristigen Erhaltung der Natur- und Kulturwerte braucht es das Mitmachen der lokalen Bevölkerung. Nur so kann die Gratwanderung zwischen Bewahren und Entwickeln gelingen.
Ähnlich verhält es sich mit der UNESCO-Vereinbarung zu den lebendigen Traditionen. Diese erläuterte Thomas Antonietti, Verantwortlicher für das immaterielle Kulturerbe im Kanton Wallis. Anhand der Beispiele Tschäggättä, Genossenschaften und Umgang mit der Lawinengefahr illustrierte er, wie ein zukunftsträchtiger Umgang mit solchen Traditionen aussehen könnte.
In einem dritten Teil thematisierte André Marty, Informationschef der Bundesanwaltschaft und ehemaliger Nahostkorrespondent, einen destruktiven Umgang mit dem Kulturerbe: Kulturzerstörung als Mittel der Kriegsführung.
Werden vor allem solche Kulturgüter zur Zielscheibe von Angriffen, die auf den UNESCO-Listen verzeichnet sind? Dies die Schlussfrage von Moderatorin Rita Kalbermatten. André Marty verneint. Angriffe aufs Kulturerbe beruhen zwar auf wohldurchdachten Strategien. Doch sie erfolgen in der Regel subtil und unspektakulär: Manipulation von Lehrplänen, Vernachlässigung von Erinnerungsorten, Unterdrückung von Traditionen… Fazit: Beim Kulturerbe geht es nicht zuletzt auch um Identität.