Trachteninterpretation

Anastasia Rieder-Gagua (1980), Wiler, Deux-pièces, Interpretation einer Trachten-Frauenjacke (Tschoop).

Satin, Baumwollsamt, Möbelstoff, handgemachte Baumwollspitzen, 2005.
Lötschentaler Museum Kippel, erworben 2006 mit Unterstützung der Bruderschaft vom Osterlamm, Brig.

Die Bekleidungsgestalterin entwarf das Kleid frei im Auftrag des Lötschentaler Museums. Als Ausgangspunkt diente ihr das Schnittmuster eines Tschoop ihrer in Wiler wohnhaften Schwiegermutter. Die Jacke verrät dank Stehkragen, Samtborten (Garnierig), hoher, auf Hüfthöhe endender Schliessung und spitz zulaufendem Hinterteil eindeutige Bezüge zur traditionellen Trachtenjacke. Hinzu kommen Elemente des früheren Kleids wie Häkchen (Häftlini) und Spitzen. Die im Vergleich zur früheren Trachtenjacke luxuriös und ausgefallen wirkenden Stoffe verbinden dagegen das Kleid mit der heutigen Zeit: Alles ist möglich, materiell wie formal. Darauf verweisen auch neue Elemente wie die beidseits weit oben angebrachten Taschen, deren Form nicht nur Platz bietet für ein Taschentuch, sondern auch für Sonnebrille, Handy oder Kosmetika… Die Farbe Altrosa schliesslich verweist mit ihrer nostalgischen Wirkung auf die Vergangenheit und verleiht dem Kleid gleichzeitig Frische und Jugendlichkeit.