Neueingang – Dezember 2015
Bergpostkarte
„Walliser Bergriesen Breithorn und Genossen“, Bergpostkarte nach einer Zeichnung von Emil Nolde, 1894. Auf der Karte hat sich der Künstler selbst verewigt. Sie zeigt ihn, wie er die Fafleralp verlässt, um nach St. Gallen zu gelangen, wo er als Zeichenlehrer tätig ist. Bei dieser Karte handelt es sich um eine der frühesten von Emil Noldes berühmten Bergpostkarten. Entstanden ist sie wohl unmittelbar nach Noldes Lötschental-Aufenthalt.
Emil Nolde, einer der bedeutendsten Maler des europäischen Expressionismus, verbringt 1894 den Sommer im Lötschental. Hier kommt ihm die Idee zur Erschaffung seiner berühmten Postkartenserie ,Berggesichter’: „Als im Lötschental die Steine lebendig wurden, die Schnee- und Gletschermassen auch, als mir der Einfall kam, die grotesken Nordabhänge ins Märchenhafte übertragend als Bergriesen zu zeichnen, sowie auch den Mönch, die Jungfrau und den Eiger, wurde mir bewusst, dass ich auf unbetretenen Wegen mich befinde. Solches in dieser freien eigenen Laune hatte noch keiner gemalt oder gezeichnet.“
Nolde schickte einige Zeichnungen mit Berggesichtern an die Zeitschrift Jugend – Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben. Verleger Georg Hirth war begeistert und druckte zwei davon in der Nummer 36 des Jahrgangs 1896 ab: Neben dem Lötschentaler Motiv auch eines mit Eiger, Mönch und Jungfrau, beide versehen mit der Angabe: „Schweizer Postkarten von E. Hansen, St. Gallen“. (Nolde zeichnete damals noch unter seinem bürgerlichen Namen Emil Hansen.) Auch in der illustrierten Zeitschrift Die Schweiz von 1897 werden die „Schweizer Postkarten von Emil Hansen“ als die „besten Schöpfungen dieser Art“ angepriesen.
Noldes Postkarten stiessen beim Publikum auf ein gewaltiges Interesse. 1897 liess er 100’000 Karten drucken. Diese waren innerhalb von zehn Tagen ausverkauft.