Gebetbuch
„Vergiss mein nicht! Katholisches Lehr- und Gebetbüchlein für fromme Christen“, herausgegeben in Einsiedeln 1870, Schenkung Hedwig Ebener, Kippel. Das Büchlein trägt ganz vorne den handschriftlichen Eintrag: „Dieses Büchlein gehört der ehr- und tugendsamen Tochter Maria Ritler von Kippel Lötschen“.
Der Untertitel des Gebetbuchs vermerkt, dass dieses „mit Rücksicht auf die Jugend bearbeitet“ wurde. Auf 256 Seiten finden sich Andachten für Sonn- und Werktag, Messe, Vesper, Beichte, Kommunion sowie für besondere Festtage. Ein letztes Kapitel trägt den Titel „Tugendschule oder Gebete, Lehren und Deutsprüche für die christliche Jugend“.
Entgegen gängigen Vorstellungen materialisiert sich die vorindustrielle Laienreligiosität nicht nur in Devotionalien und Andachtsbildern, sondern auch in verschiedenen Formen von Schriftlichkeit. Der beschränkten Lesekompetenz der Leute zum Trotz waren Gebets- und Andachtsbücher, aber auch religiöse Lehr- und Erbauungsbücher breit gestreut und wurden von den Leuten auch gelesen und vorgelesen.
Im Verbund mit Kruzifix, Rosenkranz und Wachskerze bildete das Gebetbuch einen festen Bestandteil der bäuerlichen Wohnausstattung. Und in der alltäglichen Glaubenspraxis stellten Heiligenbilder, Andachtsgegenstände, Gebetbücher und Anleitungen für Andachtsübungen ein zusammengehörendes Ganzes dar.